Mein.Tolk-Blog

29 November 2005

Deutsch und anders

Dieter E. Zimmer
Deutsch und anders – die Sprache im Modernisierungsfieber
Rowohlt Verlag, Hamburg, 1997
ISBN 3 499 60525 2

Steht Deutsch auf der Liste bedrohter Idiome? Ja, es sieht so aus, sagt Dieter E. Zimmer, der Literaturkritiker, Übersetzer, Herausgeber, Buchautor und Wissenschaftsreporter der ZEIT. In diesem Buch breitet er das von ihm in Jahren gesammelte Material aus – und man liest es höchst amüsiert, fühlt sich aber ständig auch blamiert, weil man selber dauernd Pidginbrocken in den Mund nimmt. Zimmers Befund: „Niemand kann sagen, ob der Punkt, an dem es für einige europäische Sprachen keine Rettung mehr gibt, bereits erreicht ist und wann er erreicht ist. Niemand kann aber auch sagen, er sei noch nicht erreicht; erst recht nicht, er werde nie erreicht.“
Ein weltoffenes Buch über die Sprache, diesen bereits angefaulten Kern unserer Identität, geschrieben in einem Deutsch, das immer noch so überzeugend schön klingt wie bei Lessing, Heine oder Nietzsche.


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RedensArten

Dieter E. Zimmer
RedensArten – Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch
Wilhelm Heyne Verlag, München, 1996
ISBN 3 453 09581 2

Dieter E. Zimmer unterzieht unseren modernen Sprachgebrauch einer ebenso fundierten wie witzigen Kritik
Vom Beamtendeutsch zum pseudowissenschaftlichen Jargon, von der nonkonformistischen Jugendsprache über die aufgeblasene Sprache des Kulturbetriebs bis zum unverständlichen Politikerdeutsch spürt er jedem sprachlichen Modetrend unbestechlich nach.
RedensArten ist eine Absage an Schwulst und Schmus und zugleich ein amüsantes Plädoyer für einen bewussten und wirklichkeitsgetreuen Sprachgebrauch.


Hier ein Auszug aus dem Kapitel Wettbewerb der Übersetzer – Die einstweilige Unentbehrlichkeit des Humantranslators. Schon allein dieses Satzes wegen ist das Buch unbedingt empfehlenswert für alle, die mit Sprache und mit dem Übertragen von Sprachen zu tun haben:

Der [Literatur-]Übersetzer kann Schlimmeres machen als Fehler. Eine fehlerlose Übersetzung gibt es nicht, und wer sich seiner Sache zu sicher ist, der ist von vornherein verloren. Der gute Übersetzer ist ein Mensch, der es fertig bringt, auch die gebräuchlichsten Wörter noch einmal im Wörterbuch nachzuschlagen, und der sein Verständnis wie seine Einfälle ständig in Zweifel zieht.

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